Archäologische BauBegleitende Untersuchungen

0355 / 4 94 76 17 0355 / 4 94 76 18

Bohnenmühle - Altdöbern

Alter Bachlauf oder nicht? Mögliche Aussagen zur Landschaftsgenese durch die archäologische Begleitung von Gewässermaßnahmen am Beispiel Bohnenmühle.

Auf der Webseite veröffentlicht:
14. Juni 2021

ABBU
R.Methner & L.Ruhnow GbR
Bahnhofstraße 48
03046 Cottbus


Die Wiederherstellung der Vorflut am Peitzendorfer Feldgraben, Gewässer L 017 bei Muckwar erfolgte im Jahr 2015 im Auftrag der LmbV in Form einer Gewässerprofilierung und Entschlammung. Neben der Erkundung verborgener Bodendenkmale und Bodenfunden, ihrer Art und Ausdehnung diente das Projekt zudem der Erkundung hinsichtlich möglicher alter, mäandrierender Bachläufe aus der Zeit vor der begradigten Feldgrabenanlage. In diesem Zusammenhang sollten Profile und Grabenprofile zur Bodenerkundung erstellt werden (UB 1 bis 3, Abb. 1), um anhand vorhandener Sedimente, Bachbegradigungen und verfüllter Altläufe Erkenntnisse zur Landschaftsgenese zu gewinnen.

Im Bereich Muckwar sind mehrere bekannte Bodendenkmale bekannt, von Muckwar Fpl. 1 mit Fundmeldungen über Scherben der Römischen Kaiserzeit bis Muckwar Fpl. 2 bis 5, die bekannte und vermutete Fundplätze der Lausitzer Kultur bezeichnen (Ortsakten BLDAM; Bönisch 1996.). Nach erfolgten Baufeldfreimachungen wie Ausschneiden von Bäumen, Entfernen von Strauchwerk und Gras im Grabenbereich folgte darauf unter unserer Vorgabe eine genaue Definierung und Stationierung der geplanten Sondagen und Querprofile im Baufeld und die erste Schnittanlage am 23.06.2015, alle Weiteren in den darauf folgenden Tagen bis zum 07.07.2015. Insgesamt 9 Befunde sowie zahlreiche Grabenprofile und Situationn wurden dabei dokumentiert.

Abb. 1: Georeferenzierung A. Richter, BLDAM, Referat Braunkohle, Urmesstischblatt 4350 Altdöbern 1846.

Im westlichen Grabenbereich (UB 1) wurden vorrangig die Grabenprofile studiert. Östlich der ehemaligen Mühle von Bohnenmühle wurde z. Bsp. der Einmündungsbereich des stark verlandeten Mühlgrabens in den bestehenden Peitzendorfer Feldgraben – im Fließverlauf von der Mühle kommend – untersucht. Alter und neuer Grabenverlauf verliefen leicht abweichend zueinander. Die Sedimente bildeten hier 80 cm mächtige sandige Einspülungen mit organischen/pflanzlichen Anteilen. Im Sediment des Mühlfließes gab es verschiedentliche Keramikscherben des späten 19. bis frühen 20. Jahrhunderts. Wie die Einmündung des ehemaligen Mühlenfließes zeigte, hatte sich der Verlauf bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts verändert.

In einem Abschnitt etwas weiter östlich der Mühle wurden die Grabenprofile hinsichtlich des Zusammentreffens mit dem alten Bachlauf untersucht. Unterhalb des humosen Oberbodens folgte ein natürlicher Staunässeboden, bestehend aus mittelgrauen schluffigen Sanden mit Eisenausfällungen. Im Randbereich waren 10 cm starke schwarzgraue Sedimentablagerungen des bestehenden Grabens vorhanden. Ein potenzieller Altarm oder Zulauf eines älteren Baches konnte an dieser Stelle nicht erkannt werden.

Im östlichen Untersuchungsbereich (UB 2) gab es mehrere Hinweise auf den alten Bachverlauf, der sich im nördlich angrenzenden Waldstück befindet. Bereits bei der ersten Grabenfreimachung fiel ein dunkelgraues Sedimentband auf, das linear mit dem Peitzendorfer Feldgraben auf mittlerer Höhe verlief und an bestimmten Stellen stärker ausgeprägt war (Abb. 2). Die Begutachtung der Grabenprofile in mehreren Abschnitten zeigte unterhalb des humosen, stark durchwurzelten Oberbodens den gewachsenen Boden in Form einer lehmigen Schicht mit Eisenausfällungen. Das dunkle Sedimentband befand sich überwiegend im Übergangsbereich von Ober- zu Unterboden und nicht immer in gleicher Ausprägung. Zur abklärenden Untersuchung eines möglichen Zusammenhangs mit dem alten Bachlauf im Waldstück wurden mehrere Untersuchungsschnitte quer zum Grabenverlauf angelegt als auch die Bodensituation durch die Anlage von Grabenprofilen studiert.

In einem Querstich verlief an dessen nördlicher Schnittgrenze eine dunkelgraue Verfärbung/Sedimentablagerung, die über die nördliche und nordöstliche Schnittgrenze hinaus reichte. Es wurde sogleich ein Zusammenhang zu dem alten Bachlauf im angrenzenden Waldstück vermutetet (Abb. 3).

Abb. 2: Grabenprofil im östlichen Waldstück parallel zum nördlich gelegenen Altarm mit deutlich erkennbaren schwarzen Sedimentablagerungen.

Abb. 3: Sedimentablagerungen eines mäandrierenden alten Bachlaufes (?).

Eine Geländebegehung und Erkundung im angrenzenden nördlichen Waldgebiet ergab, dass sich der hier befindliche alte Bachlauf durch eine senkenartige, mäandrierende und stark verlandete Eintiefung, die mit Bäumen umsäumt ist, abzeichnet (Abb. 4). Der Verlauf dieses Altarms muss geschwankt haben. Der geringste Abstand zwischen altem Bachlauf und heutigem Peitzendorfer Feldgraben beiden betrug ca. 2 m, so dass man hoffte den Altarm eventuell mit einem Querstich über den Peitzendorfer Feldgraben tangieren und studieren zu können. Im Bereich der stärksten Sedimentausprägung und des geringsten Abstands zum Altarm wurden zwei Querstiche angelegt. Dabei zeigte sich die Sedimentablagerung als lineares Band, das ausschließlich dem Verlauf des heutigen modernen Grabens folgt. In nördliche Richtung – Wald und Altarm – folgte der natürliche Boden (Abb. 5). Das Einmünden des Altarms musste für diesen Abschnitt als unwahrscheinlich betrachtet werden.


Abb. 4: Alter Bachlauf mit Blick in östliche Richtung im nördlich angrenzenden Waldstück.


Abb. 5: nördlicher Querstich zur Klärung der dunklen Sedimentablagerungen im Grabenrandbereich.

Etwa in der Mitte des Geländes schneidet der in West-Ost-Richtung verlaufende Peitzendorfer Feldgraben eine Waldkuppe, auf der Bodendenkmale vermutet werden. An dieser Stelle waren Querprofile anzulegen (UB 3), um möglicherweise eine ehemalige Siedlung zu erfassen. Unterhalb des humosen, gut durchwurzelten Oberbodens zeigte sich der Staunässeboden (Abb. 6). Teils unter Wasserabschluss haben sich organische/pflanzliche Anteile erhalten. Dieser Staunässeboden wurde vorrangig in den Niederungen von UB 3 (heute Felder, Wiese) angetroffen.

Im Grabenverlauf konnten mittig die Grabensedimente untersucht werden (Abb. 7). Dabei handelte es sich um eingespülte Fein- und Mittelsande, metallische Rückstände sowie pflanzliche/organische Stoffe. Die Stoffe haben sich in feinen Schichten übereinander abgelagert. Im Querschnitt zeichneten sie sich als unregelmäßig wannenförmige Ablagerungen ab. Die mittige Sohle konnte aufgrund des hohen Grundwasserstandes und dem wiederholten Einbrechen der Profile nicht erreicht werden. Da die vorangegangenen Untersuchungen und gesammelten Informationen zum Peitzendorfer Graben ergaben, dass es sich um eine neuere Anlage handelt und bereits in vergangenen Jahrzehnten Grabenräumungen stattgefunden hatten, wurde auf Sedimentproben und naturwissenschaftliche Untersuchungen verzichtet.

Abb. 6 und 7: Querstich in UB 3, Blick nach Nordost und Untersuchung der eingeschwemmten Sedimente im Graben (Bild rechts).

Für den Peitzendorfer Feldgraben ist es nicht gelungen ein definitives Zusammentreffen mit einem mäandrierenden Altarm sowie versteckte Bodendenkmale und Fundobjekte aufzuspüren. Das Projekt erbrachte eine Verdachtsstelle und wertvolle Erkenntnisse zur Landschaftsgenese sowie Informationen zur geologischen Bodenausprägung und damit verbundene Möglichkeiten der Beurteilung als potenzielles menschliches Siedlungsgelände. Bei einem anderen Gewässer könnte sich der Sachverhalt anders verhalten, wodurch jede weitere archäologische Untersuchung im Rahmen von Bauprojekten an alten Gräben, Bächen und Gewässern durchaus sinnvoll bleibt.

In den vergangenen Jahren haben einige Projekte hier wertvolle Informationen erbracht. In diesem Zusammenhang sind auch versteckte Depotfunde wie z. Bsp. die von Zeicha zu benennen, denn volkstümliche Rituale wurden bevorzugt im Randbereich alter Bäche und Flüsse durchgeführt (Matthes 2011.). Gleichzeitig bieten Gewässer die Möglichkeit naturwissenschaftliche Bestimmungen wie etwa die Pollenanalyse zu nutzen, um weitere Aussagen zur Landschaftsgenese zu gewinnen.

Die Untersuchung des vorhandenen Grabensedimentes im gesamten Abschnitt des Peitzendorfer Feldgrabens anhand der Grabenprofile lässt auf einen jüngeren Eintrag schließen (20. Jahrhundert), wodurch auf eine Probenentnahme verzichtet wurde. Ein Zusammentreffen des Peitzendorfer Feldgraben mit dem im nördlich angrenzenden Waldgebiet etwa parallel verlaufenden Altarm eines Baches konnte in keinem Untersuchungsabschnitt zweifelsfrei belegt werden. Ein Verdachtsmoment im östlichen Abschnitt von UB2 bleibt bestehen durch die an der nördlichen Schnittgrenze angetroffene dunkle und gebänderte Verfärbung. Der geringste Abstand zum im heutigen nördlich angrenzenden Waldstück noch erkennbaren Altarm betrug mindestens 2 m.

Literatur:

Bönisch 1996:
E. Bönisch, Die urgeschichtliche Besiedlung am Niederlausitzer Landrücken. Untersuchungen am Oberlauf der Kzschischoka. Forsch. zur Arch. im Land Brandenburg 4 (Potsdam 1996).

Matthes 2011:
Chr. Matthes, Magische Rituale als Volksmedizin. Der Glaube neben dem Glauben Zu den frühneuzeitlichen Gefäßdeponierungen in Zeicha, Sachsen

Autorenanschrift:

Cathérine Korluß
Archäologische BauBegleitende Untersuchungen
R. Methner & L. Ruhnow GbR
Bahnhofstraße 48
03046 Cottbus
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Wir benutzen auf unserer Webseite nur essenzielle Cookies.