Archäologische BauBegleitende Untersuchungen

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Brandgräberfeld - Krieschow

Spätbronze- und früheisenzeitliche Befunde eines Brandgräberfeldes in Krieschow, Landkreis Spree-Neiße

Auf der Webseite veröffentlicht:
22. April 2021

ABBU
R.Methner & L.Ruhnow GbR
Bahnhofstraße 48
03046 Cottbus


In den Jahren 2005/2006 waren in der Gemarkung Krieschow archäologische Untersuchungen erforderlich. Anlass war die Weiterführung der Straßenbaumaßnahme zur Anbindung des Ortes an die Bundesstraße 115. Die Grabungsaktivitäten konzentrierten sich östlich der Ortslage, da in diesem Bereich Befunde eines Brandgräberfeldes lokalisiert werden konnten.

brandgraeberfeld

Lage der Untersuchungsfläche (rot), im Vordergrund die B 115

Die aufgedeckten Befunde befinden sich in Nähe zu den Fundplätzen 5 und 6 der Gemarkung. Letzterer war bisher nur durch Lesefunde (westlich des jüngst ergrabenen Bereiches) bekannt. Bei Fundplatz 5 handelt es sich um ein 1985 im Rahmen einer Baubegleitung dokumentiertes Brandgrab der Jüngstbronzezeit¹. Es befand sich etwa 135 m südwestlich der Untersuchungsfläche.

Bei der zunächst erfolgten Baubegleitung am nördlichen Fuß einer Geländekuppe, ca. 180 m südlich der Bundesstraße, wurden im unteren Schichtenbereich eines Altackers erste urgeschichtliche Scherben sowie vereinzelt Leichenbrand angetroffen. Da sich beim nachfolgenden schichtweisen Bodenabtrag der Verdacht auf das Vorhandensein eines Gräberfeldes bestätigte, erfolgte die Anlage eines ersten archäologischen Planums. Dabei wurde klar, dass das in diesem Abschnitt eine Kurve beschreibende Baufeld (bei ca. 9-11 m Breite) den Bestattungsplatz auf einer Gesamtlänge von etwa 125 m durchlief.

¹Quelle: BLDAM, Außenstelle Cottbus, Grabungsdokumentation H. Rösler, 1985

Als Bestattung der Jüngstbronzezeit ausgewiesen ist ein in guter Erhaltung angetroffenes Rechteckgrab im westlichen Teil des Untersuchungsbereiches , das jedoch nur teilweise ergraben werden konnte.

Brandgrab der Jüngstbronzezeit. Oben: Grabgrube im Anschnitt, Unten links: Urne (Terrine) während der Bearbeitung mit auf den Leichenbrand aufgelegter Gewandnadel. Unten rechts: Detail des Kopfes und des Schaftoberteils der Nadel

Der untersuchte nördliche Teil lässt auf ein Rechteckgrab mit West-Ost-Ausrichtung schließen. Es befindet sich am südlichen Grabungsrand, zwischen oben erwähnter Grabgruppe im Westen und einer Grabgruppe mit dichter Belegung im Osten. Auf der Sohle der Grabgrube war deren Nordseite mit einer Auskleidung aus flachen, in einer Reihe gesetzten Feldsteinen versehen. Da sich diese an den Grabgrubenseiten nach Süden fortsetzte, ist davon auszugehen, dass der gesamte Grabinnenraum mit Feldsteinen „umkleidet“ war. Die angetroffenen Gefäße waren auf den Steinen platziert worden. Zum Inventar gehörten mehrere waagerecht kleine Terrinen sowie S-Profilschalen. Die Gefäße weisen eine klare Gliederung auf und sind scharfkantig gearbeitet. Terrinen und Amphoren besitzen eine dunkle Farbgebung und sind mit feingeschlämmten Überzügen versehen². Auf dem Leichenbrand einer als Urne verwendeten Terrine waren zwei Bronzen, das Bruchstück eines einfachen Ringes sowie eine komplette Nadel, aufgelegt worden. Die gerade Nadel weist einen doppelkonischen Kopf und ein gerilltes Schaftoberteil auf. Sie gehört damit einem langlebigen, bis in die ältere Billendorfer Stufe vorkommenden Typ³ an.

² Diese Charakteristika wurden u. a. auch bei der Mehrzahl der Gefäße aus jüngstbronzezeitlichen Gräbern und solchen der entwickelten Jungbronzezeit vom Gräberfeld Saalhausen 2 beobachtet. (Bönisch 1990, 74)
³ Vgl. dazu Rücker 2007, 92 und Buck 1979, 136


Der östliche Teil der Untersuchungsfläche wurde von insgesamt 84 Brandgräbern in dichter Konzentration eingenommen. Ein weiteres Grab war dieser Gruppe ca. 7 m westlich vorgelagert. Die Bestattungen gliedern sich in 58 Gräber mit runder bis ovaler Grabgrube, 22 mit annähernd rechteckiger Grabgrube bzw. rechteckig gruppierter Gefäßausstattung sowie 4 weitere Brandbestattungen, bei denen die Grabgrubenform nicht mehr nachzuvollziehen war. Im nordöstlichsten Teil der Fläche schließt die nachweisbare Belegung, in eine lockere Streuung übergehend, ab. Die in diesem Abschnitt befindlichen Bestattungen sind der Billendorfer Gruppe der Lausitzer Kultur zugehörig. Es überwiegen Gräber der entwickelten älteren Stufe I, aber auch die jüngere Stufe II⁴ ist vertreten. 22 Grubenbefunde unterschiedlicher Größe und Eintiefung sowie 11 Keramikstreuungen und zerpflügte Keramikkonzentrationen ergänzen die Befundsituation im östlichen Teil der Untersuchungsfläche.

Brandgrab der entwickelten Stufe der Billendorfer Kultur. Oben links: Planum mit Befundgrenzen, Steinsetzung, Bestattung und Keramikbeistellungen, Oben rechts: Gefäßgruppe der Bestattung im Planum, Unten: Detail der Steinsetzung im Planum

Die Erhaltung der Gräber war sehr unterschiedlich; insbesondere Gräber der jüngeren Billendorfer Stufe mit flacher Eintiefung waren häufig bis auf den Urnenboden verpflügt. Die Erhaltung der Grabkeramik variiert ebenfalls stark und ist zum großen Teil durch die unterschiedliche Sedimentation der Grabgruben begründet. Gefäßgruppen, die in lehmigem Sediment angetroffen wurden, waren häufig bis auf wenige Zentimeter gestaucht und der Scherben war ausgelaugt und porös. Tiefere Gräber mit höherem Sandanteil der Grabgrubenverfüllung erbrachten zumeist Keramik guter Erhaltung. Störungen älterer Bestattungen durch die jüngere Belegungszeit wurden nicht festgestellt, so dass von einer oberirdischen Kennzeichnung ausgegangen werden kann.

⁴ Relative Chronologie der Billendorfer Gruppe nach Buck (Buck 1979, 35 ff.)


Neben einer relativ großen Anzahl von durch den Pflug verzogenen und nicht mehr zuordenbaren Feldsteinen konnten bei zehn Gräbern Steinpackungen unterschiedlicher Form (Steinsetzungen, Steinkranz, Steinreihe) nachgewiesen werden5. Vom ehemaligen Vorhandensein weiterer Steinsetzungen ist anhand von mehr oder weniger dichten Feldsteinstreuungen auszugehen. Mehrfach wurden Steinsetzungen im oberen Bereich der Grabgrube und z. T. sehr deutlich oberhalb der Gefäße beobachtet. Selten sind Steinpackungen, die in Zusammenhang mit dem Aussteifen der Grabgrubenwände oder in Verbindung mit eventuellen hölzernen Einbauten stehen. In einem Fall wurde eine Feldsteinhäufung dokumentiert, bei der es sich um eine teilverstürzte oberirdische Kennzeichnung handeln kann. Auch im Hinblick auf weitere Befunde scheint eine oberirdische Kennzeichnung nicht ausgeschlossen6. Im Hinblick auf den Bestattungsbrauch lassen sich einige der von Buck angeführten Verallgemeinerungen (Buck 1979, 98 f.) auch auf die Billendorfer Belegung in Krieschow anwenden. Nahezu alle angetroffenen Urnen waren mit einer Schale abgedeckt7. In einigen Fällen war das Leichenbrandbehältnis zudem auf eine Schale aufgestellt worden. Als Urne fanden in der älteren Stufe überwiegend Terrinen und in der jüngeren Stufe Töpfe Verwendung. Vereinzelt wurde der Leichenbrand auch in Amphoren und Krüge eingefüllt. Möglicherweise handelt es sich hierbei um Kinderbestattungen8. Eine Reihe von Urnen weist eine Durchbohrung des Bodens, ein so genanntes „Seelenloch“ auf, die nach dem Brennen des Gefäßes angebracht wurde. Als Besonderheit ist ein Grab der älteren Billendorfer Stufe anzuführen, bei der ein durchlochtes Scherbenrondell den Boden der als Urne verwendeten Terrine ersetzte. Der ursprüngliche Boden der Terrine war vollständig entfernt worden bzw. heraus gebrochen9. Sehr häufig sind am keramischen Inventar der Bestattungen deutliche Gebrauchsspuren auszumachen. Relativ häufig fand sich in der Verfüllung der Grabgruben eine Vermischung von holzkohlehaltiger Erde und Leichenbrandsplittern. Bei großen Teilen der Grubenbefunde handelt es sich um muldenartige Eintiefungen, die holzkohlehaltige Erde, Leichenbrand und Scherben sowie in einigen Fällen vollständige Gefäße enthielten. Des Weiteren wurden im Bereich der dichtesten Belegung mehrfach holzkohlehaltige Schichten angetroffen, die als zeitweilige Tritthorizonte anzusprechen sein dürften. Der daraus resultierende Gesamteindruck spricht für ein Verbrennen am Platz.

⁵ Im Allgemeinen wird für die Billendorfer Gruppe mit einer nur vereinzelten Verwendung von Steinen in Gräbern gerechnet, wobei sich eine Häufung in der Siedlungskammer an der Neiße und um Bautzen abzeichnet (Buck 1979, 98). Vgl. hierzu bspw. auch Hoppel/ Jansen 2007, 13 und Kürbis 1993, 49.
⁶ Die Annahme einer steinernen, oberirdischen Kennzeichnung ist insoweit problematisch, als dass für die Markierungen von Grablegungen der Billendorfer Gruppe verallgemeinernd Pfähle bzw. hölzerne Stelen vermutet werden, einige Grabungsbefunde deuten in diese Richtung (Buck 1979, 97). Die in Krieschow überwiegend vorherrschende Bodensituation aus rostrot eingefärbtem Lehm gewährleistete ein im Vergleich zu Sandböden geringes Auswaschungsverhalten und damit eine gute Fassbarkeit der Straten. Dabei ist in diesem Zusammenhang auffällig, dass deutlich als Pfostengruben anzusprechende Befunde fehlen, von einer oberirdischen Markierung der Grablegungen anhand des archäologischen Befundes aber ausgegangen werden muss. Unter diesem Gesichtspunkt scheint die Verwendung von steinernen Grabmarkierungen nicht ausgeschlossen, zumal der Grabungsbefund zumindest Hinweise in diese Richtung liefert.
⁷ Auch bei den bis auf Reste des Gefäßbodens der Urne abgepflügten Bestattungen der jüngeren Billendorfer Stufe waren zumeist in direktem Umfeld noch Scherben von Schalen vorhanden, die sich mit einiger Sicherheit den entsprechenden Gräbern zuordnen ließen.
⁸ Zumindest für eine Reihe von Fundplätzen u.a. in Cottbus und im Spree-Neiße Kreis ist belegt, dass Krüge und Amphoren Kinderbestattungen enthielten. (Buck 1979, 99)
⁹ Da die Bruchkanten sehr unregelmäßig waren, ist neben dem absichtlichen Entfernen des Bodens durchaus auch vorstellbar, dass der Gefäßboden beim Versuch des Durchbohrens heraus brach. Da die Urne trotzdem Verwendung fand, kann diese Beobachtung in Zusammenhang mit der Annahme stehen, dass ein „Ersatz“ nicht in Frage kam, da das Leichenbrandbehältnis aus dem persönlichen Hausrat des Verstorbenen stammen musste. (Buck 1979, 99)


Als typischer Vertreter eines Grabes der voll entwickelten Billendorfer Belegungsphase¹⁰ auf dem Krieschower Bestattungsplatz kann nachfolgender Befund angesehen werden.

Brandgrab der entwickelten Stufe der Billendorfer Kultur Oben links: Planum, schematische Darstellung, Oben rechts: Auswahl von Beigefäßen / Grabbeigaben, Unten: Befund im Anschnitt, unterer Teil der Steinpackung

Der Befund zeichnete sich im Planum als ovale Verfärbung von etwa 2,40 x 1,60 m ab. Die Tiefe der Grabgrube betrug 0,60 m. Auch dieses Grab besaß eine nachweisbare Steinpackung, die im oberen Teil der Grabgrubenverfüllung, deutlich oberhalb der Gefäße, ansetzte. Eine gehäufte Feldsteinkonzentration stand bereits im Pflughorizont des oberen Planums an. Das Gesamtbild spricht für eine ehemals oberirdische Kennzeichnung der Grablegung. Auf der Sohle der Grabgrube erfolgte zunächst eine Einfüllung von Branderde, auf dieser die Deponierung der Gefäße. Die Grabgrubenverfüllung wies ebenfalls eine Vermischung von holzkohlehaltiger Erde und Leichenbrand auf. Das keramische Inventar der Grabausstattung war rechteckig in West-Ost-Ausrichtung angeordnet und nahm einen Raum von ca. 1,10 x 0,80 m ein. Es umfasste mindestens 33 Stücke. Zur Aufnahme des Leichenbrandes diente eine Terrine mit hohem konischen Hals¹¹ und einer Verzierung aus horizontalen Riefen und konzentrischen Halbkreisen. Unter den Beigefäßen befinden sich Trinkservice aus Spitzkännchen und Omphalosschalen, Tassen und Amphoren. Des Weiteren enthielt die Bestattung einen Teller mit Radkreuz, ein Ofenmodell sowie eine Tasse mit unterrandständigem Henkel; eine Form, die vermutlich eigens für den Grabgebrauch hergestellt worden ist und zusammen mit Tonöfen und Tellern eine besondere Rolle im Bestattungsbrauch gespielt hat (Buck 1979, 119).

¹⁰ Vgl. Stufe I a/ I b, Relative Chronologie der Billendorfer Gruppe nach Buck (Buck 1979, 35 ff.) bzw. Stufe V b nach Buck, chronol. Gliederung der Lausitzer Gruppe (Buck 1989, 75 ff.)
¹¹ Diesen Gefäßtyp bezeichnet Buck als Leitform der Stufe Billendorf I (Buck 1979, 116). Auch in den Krieschower Brandbestattungen der älteren Billendorfer Stufe dominiert dieser Gefäßtyp bei den als Urne verwendeten Keramiktypen. Die Kombination aus horizontaler Riefung und konzentrischen


Zu den besonders reich mit Beigefäßen ausgestatteten Gräbern der entwickelten Billendorfer Gruppe zählt eine Bestattung, deren Inventar auch eine Vogelplastik enthielt.

Brandgrab der enwickelten Stufe der Billendorfer Gruppe. Oben links: Planum, schematische Darstellung, Oben rechts: Grabgrube im Profilanschnitt, Unten: Auswahl an Beigefäßen / Grabbeigaben

Die Grabgrube nahm eine Fläche von ca. 2,50 x 2,00 m ein und war mit einer Eintiefung von 0,50 m erhalten. Als Leichenbrandbehältnis diente eine Terrine mit hohem konischen Hals. Östlich der Urne wurde eine große Gruppe Beigefäße deponiert. Unter diesen überwiegt Trinkgeschirr wie Schalen, Spitzkannen, Amphoren, Tassen und Krüge. Die Keramikgruppe enthielt des Weiteren ein Ofenmodell sowie eine Vogelplastik (Klapper). Obgleich ornithomorphe Plastiken auf Billendorfer Gräberfeldern nicht selten sind, handelt es sich hierbei um den einzigen Fund dieser Art in den untersuchten Krieschower Bestattungen.

Halbkreisen zählt zu den häufigsten Verzierungskombinationen an Terrinen mit hohem konischen Hals, die in Krieschow angetroffen wurden.


Bronzefunde aus der Billendorfer Belegungsphase¹²

Bronzefunde aus Bestattungen der Billendorfer Kultur. 1,2 – Schwanenhalsnadeln (unvollständig), 3 – gerade Nadel mit Nagelkopf und gerilltem Schaftoberteil, 4-7 – kleine geschlossene Ringe mit rundem und viereckigem Querschnitt, 8-10 – kleine offene Ringe, 11 - Dreipass

Beim überwiegenden Teil der reicher ausgestatteten Gräber wurden in der Leichenbrandeinfüllung der Urne(n) bronzene Beigaben angetroffen¹³. Diese wurden zumeist auf den Leichenbrand aufgelegt. Niederlegungen außerhalb der Urne sind bei den Krieschower Gräbern nur in wenigen Fällen belegt. Vereinzelt reduziert sich die Bronzebeigabe auf Bronzeschmelztropfen, die durch ihre Kleinheit in der Urne nach unten gerutscht sind und bei der Gefäßentnahme inmitten des Leichenbrandes angetroffen wurden¹⁴. Eine hohe Anzahl Bronzen ist kleinteilig fragmentiert und typologisch nicht zuordenbar. Am häufigsten wurden unter diesen wohl pars pro toto mitgegebenen Bronzen Nadelschaftfragmente und Bruchstücke kleiner Ringe angetroffen. Seltener sind vollständige Nadelköpfe, darunter einige Schälchenköpfe und ein Spindelkopf. Eine Schwanenhalsnadel wurde ohne Nadelkopf auf den Leichenbrand einer Urne gelegt. Eine zweite Schwanenhalsnadel, ebenfalls ohne Kopf, fand sich urnenfern auf der Sohle der Grabgrube einer Bestattung. In einem Fall wurde eine vollständige gerade Nadel mit Nagelkopf und gerilltem Schaftoberteil mitgegeben. Kleine Ringe, nach Buck zweithäufigste Grabbeigabe in Billendorfer Gräbern (Buck 1979, 141), machen auch in Krieschow einen großen Teil der Bronzebeigaben aus. Sie liegen in geschlossener und offener Form vor. Ein Einzelfall unter den bisher aufgedeckten Krieschower Bestattungen ist ein Bronzedreipass, der auf den Leichenbrand einer Urne aufgelegt worden war. Er ist offensichtlich nach dem Guss nicht bearbeitet und somit wohl eigens für die Verwendung als Grabbeigabe gefertigt worden.

¹² Eiserne Grabbeigaben werden hier nicht gesondert angesprochen, da sie in Krieschow äußerst selten Verwendung fanden. Es konnten nur drei stark korrodierte und kleinteilig fragmentierte Stücke aus den Leichenbränden geborgen werden.
¹³ Einen „Krieschower Einzelfall“ stellt ein reich ausgestattetes Rechteckgrab dar, dessen Urne keine Bronze sondern eine blaue, durchbohrte Glasperle enthielt.
¹⁴ Vgl. dazu z.B. Buck 1979, 99


Schlussbetrachtung

Bei den Untersuchungen der Jahre 2005/2006 im Bereich des Krieschower Bestattungsplatzes Fpl. 6 sind neben anderen Befunden insgesamt 94 Brandbestattungen der Lausitzer Kultur dokumentiert worden. Der mehrheitliche Teil wurde im östlichen Grabungsabschnitt in dichter Konzentration gefasst und ist der früheisenzeitlichen Billendorfer Gruppe zuzuordnen. Neben einer Reihe von Gräbern der jüngeren Billendorfer Stufe (Hallstatt D) gehört die Mehrzahl der Brandbestattungen der älteren Billendorfer Stufe (Hallstatt C) an. Unter diesen zeichnet sich ausgehend vom gegenwärtigen Stand der Auswertung ein Überwiegen von Gräbern der voll entwickelten Billendorfer Stufe (wohl Hallstatt C1/C2) ab. Die im mittleren Teil der Grabungsfläche aufgedeckten Befunde belegen eine Nutzung des Gräberfeldes mindestens ab der Jüngstbronzezeit. Der ergrabene Ausschnitt deutet an, dass die Billendorfer Bestattungen eine gesonderte Lage innerhalb des Krieschower Gräberfeldes einnehmen, wie dies auch häufig bei anderen Bestattungsplätzen beobachtet wurde (Buck 1979, 97). Aussagen zu einer eventuellen horizontalen Stratigraphie innerhalb der Billendorfer Belegungsphase wären zum gegenwärtigen Stand der Auswertung rein spekulativ. Die Einordnung zweier stark gestörter Brandgräber der frühen Eisenzeit nahe der westlichen Grenze der Untersuchungsfläche gestaltet sich problematisch, da nicht klar ist, ob sie Befunde einer sich südlich oder nördlich¹⁵ erstreckenden weiteren Billendorfer Belegung sind oder als westlichste Befunde der aufgedeckten Grabgruppe angesprochen werden müssen.

¹⁵ Innerhalb der untersuchten Straßentrasse wurden im westlichen Anschluss der Untersuchungsfläche keine weiteren Befunde festgestellt.

Literatur

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R. Breddin, Die bronzezeitlichen Lausitzer Gräberfelder von Tornow, Kr. Calau. Teil 2-Katalog. Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam, Bd. 26, Berlin 1992
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Puttkammer 2007
Th. Puttkammer, Katalog zur Ausstellung, Tafeln. In: Bronzezeit. Die Lausitz vor 3000 Jahren. Museum der Westlausitz Kamenz (Kamenz 2007).
Rücker 2007
J. Rücker, Das spätbronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld von Eisenhüttenstadt. Studien zur Lausitzer Kultur in Ostbrandenburg. Elektronisch publiziert auf dem Hochschulschriftenserver der ULB Bonn, http://hss.ulb.uni-bonn.de/diss_online/phil_fak/2007/ruecker_julia/1026.pdf
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